...als wenn man die Liebe aller Bundesbürger in einem Aktienkurs an der Börse handeln wollte. Aber zum Glück muss man der Sache ja auch keinen Wert geben - warum sollten wir das tun?
In unserer Welt der Zahlen und Statistiken ahnen wir instinktiv, dass eine Parallelwelt der reisenden und shoppenden Rentner in dieser drastischen Größenordnung nicht dauerhaft funktionieren kann. Wir verdrängen es bisher nur und hoffen auf die Worte von Politikern wie damals Norbert Blüm: "Die Rente ist sicher". Als sie im Jahr 1889 übrigens durch Bismark eingeführt wurde, lag die durchschnittliche Lebenserwartung nur unwesentlich über dem Renteneintrittsalter. Heute hat man quasi ein zweites Leben, von dem viele denken, dass die Finanzierung wie bei einem Sparbuch funktioniert - mit hohen Zinsen. "Sparbuch" stimmt nicht. Und "Zinsen" stimmt erst recht nicht. Wobei die Inflation in der Regel fast schon immer den Zinsgewinn aufgefressen hat.
Aber warum wird das hier überhaupt ein Thema? Hauptsache ist doch, dass das Geld fließt und es allen einigermaßen gut geht. Das ist das Märchen vom Schlaraffenland und den gebratenen Tauben, die scharenweise angeflogen kommen. Weiter vorne auf dieser Internetseite ging es schon mal um 70-jährige Dachdecker-Rentner, die wegen Fantasielosigkeit demnächst wahrscheinlich noch mit 80 auf´s Dach müssen.
Jugendlichen würden wir die Hammelbeine langziehen, wenn sie sich keine Lehre oder einen Studienplatz aussuchen und spätestens mit 30 langsam ihr eigenes Geld verdienen würden. Bei Mudder und Vadder auf ewig freie Kost und Logie - wir wissen, das knallt irgendwann. Dabei haben die Jugendlichen in einem recht: Woher sollen sie -ohne mehrere Sachen vorher auszuprobieren- wissen, was ihr idealer Job wäre? Renter kennen dagegen meist nicht nur einen Dachdecker persönlich, sondern auch einen Schornsteinfeger, einen Fleischer, einen Steuerberater, Reiseleiter und vielleicht sogar einen Zirkusdirektor. Rentner wissen also, was ihnen Spaß machen würde, wenn sie noch ein zweites Leben von vorne hätten.
Warum nutzen wir also nicht diese Erkenntnis zumindest dafür, das Ehrenamt in einer passenden Weise zu stärken? Es gibt einen entscheidenden Grund: Im klassischen Sinne hat ein Rentner nichts davon. Es kommt kein zusätzliches Geld rein -auch wenn er in den nächsten Jahren dringend einen Dazuverdienst bräuchte. Und das höhere potentielle Glücksgefühl kann man eben nicht messen - und leider auch nicht essen. Dumm gelaufen - dann muss die Politik wohl doch die Dachdecker zur Arbeit gegen Geld zwingen, so wie die ehemaligen Schuster zu ihren Leisten. Aber Rettung naht - vielleicht...